Freitag, 27. Mai 2011

Fahrradtour via Gardasee

Heute wurden die ersten Vorbereitungen zur Fahrradtour von mir, Tamse (und evtl. Franz-Joseph) angestellt:

Irgendwann mitte Juni soll der Gardasee mit dem Fahrrad erreicht werden. Es sind 420 km wie googlemaps sagt; was sich ansich ja garnicht so tragich anhoert. Nur werden wir duch die Alpen fahren, das sind ca. 14000 Hoehenmeter, was schon um einiges dramatischer klingt. So koennen wir uns zumindest damit begnuegen, dass es die Haelfte der Strecke bergab geht.

Dazu muessen auch noch einige Vorbereitungen getroffen werden:

Tamse:
- Fahrrad einschliesslich allen accesoirs kaufen

Ich:

- Route planen und mich mit dem Innenleben von "Garmin" auseinandersetzen;
Das ist ein anscheinend schrecklich kompliziertes,
nicht zu verstehendes GPS-geraet.

Tamse und Ich:
- Training Training Training

Wir haben nurnoch knapp 3 Wochen Zeit um in Hoechstform zu gelangen.
Problematisch dabei ist, dass Tamse fruehestens in 2 Wochen das erste mal aufs Rad steigen kann, weil er zunaechst noch in den Urlaub faehrt.

Aber er will oft laufen gehen, wie er mir hoch und heilig versprach.
Hoffen wirs, ansonsten wirds hart.

Praha

Silvester in Prag

Musik:
Solid Ground - Maps & Atlases
State of our Affairs - Mt. Desolation
Fm4 Soundselection Vol. 23

Silvester in Prag (2010-2011)

Der Ursprung der Idee über Silvester nach Praha zu fahren kam uns wohl an Dernas Geburtstagsfeier im Pub. Wir beschlossen zusammen die Zeit um Neujahr zu verbringen, jedoch war das Reiseziel noch unsicher. Es stand Berlin, Hamburg und Prag zur Auswahl, die Hauptsache war, dass wir neue Erfahrungen machen konnten.

Derna setzte sich in den nächsten Wochen intensiv mit dem Thema auseinander und verschickte immer wieder neue Wohnungsvorschläge per Facebook an die Mitreisenden. Letztendlich setzte sich unsere Gruppe im Kern aus Derna, Mitchel, Nick, Nilz und mir zusammen, während der Tob, Jack und Korb später nachkamen. Derna fand eine tolle Wohnung, die im Zentrum Prags auf dem Wenslesquare lag (Tamse war mit seiner Familie in Slowenien). Die Reise ging vom 27.12.2010 bis zum 2.1.2011.

Ich musste von Koblenz per Zug und Bus nach Prag kommen, da die anderen nicht genug Sitzplätze im Auto hatten und sowieso von München aus starteten. Opa fuhr mich an den Bahnhof, von dem aus meine Odyssee zunächst nach Frankfurt, von da aus nach Nürnberg und schließlich mittels Bus nach Prag fuehrte. Während des gesamten Winters und speziell in der Weihnachtszeit kam es zu etlichen Zug Verspätungen. Am Frankfurter Bahnhof war für den 24. Dezember ein Pfarrer einberufen worden, der dort mit der gelandeten Menschenmenge, die aufgrund von Verspätungen dort festsaß, eine Messe abhielt.

Mich tangierte dies nicht, denn wir hatten bereits einige Tage konstantes Wetter ohne Schneechaos gehabt, zudem waren die Weihnachtsfeiertage auch schon vorüber. Schon am Bahnsteig sollte diese Einschätzung verworfen werden, denn mein Zug nach Frankfurt hatte 50min Verspätung. Dadurch konnte ich auch den Anschlusszug nach Nuernberg nicht mehr erwischen, weswegen ich mich so schnell wie möglich ins Reisezentrum begab. Nach 20min Wartezeit kam ich endlich an einen Schalter. 10sec später rannte ich wieder zurück an den Bahnsteig, da ein Regionalexpress nach Frankfurt jeden Moment abfahren sollte. Unsicher stand ich völlig außer Atem vor der Tür, unschlüssig, ob ich den Zug jetzt nehmen sollte oder ob es doch klüger gewesen wäre auf den ICE zu warten. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen stieg ich letztendlich doch ein. Den Ausschlag dazu gab ein Mädchen dass mir versicherte der Zug würde um 14.31 in Frankfurt sein. Somit hätte ich noch ausreichend Zeit den anschluss-ICE zu erwischen. Leider kam ich 10 min später in Frankfurt an, das Mädel hatte mir nämlich den Ankunftsort fuer den Frankfurter Flughafen genannt. Mit einem Sprint zum Bahngleis 7 konnte ich meinen Zug jedoch noch erwischen.

Dies erübrigte sich jedoch als ich an der Anzeigentafel vorbeikam. Ice 280 Frankfurt-Nürnberg 90min Verspätung. Das war das Aus. Ich würde meinen Anschlussbus verpassen.

Also rannte ich gleich weiter zum Reisezentrum. Was ich dort antraf war das reinste chaos. Die Menschen stapelten sich förmlich vor den Schaltern und trotz seiner Größe, war der Raum völlig überfüllt. Ich stellte mich an und nach 30 min kam ich auch an einen Schalter. Ich erklaerte meinem Gegenueber in aller Sachlichkeit die Problematik. Dieser checkte einige Daten und kam zu dem Schluss, dass es leider keinen spaeteren Bus nach Prag mehr gab. Entweder dieser wuerde warten oder ich muesste einen anderen Zug nehmen. Dazu gab er mir keine genauere Auskunft, er schickte mich einfach zum Informationsschalter mitten auf dem Bahnhof. Die 30m lange Schlange war schon von weitem zu erkennen. 40 min und eine weitere Enttaeuschung spaeter stand ich wieder im Reisezentrum. Der Bus wuerde auf meine Ankunft naemlich nicht warten und ich musste mich nach einer neuen Moeglichkeit umsehen. Nachdem ich erneut eine halbe Stunde anstand, entschied ich mich zurueck nach Koblenz zu fahren. Ansonsten haette ich in Nuernberg ein Hotel nehmen muessen, den damit verbundenen Stress wollte ich wirklich vermeiden.

Am naechsten Morgen machte ich mich dann erneut auf den Weg, diesmal war es eine wirklich entspannte Fahrt mittels Zug und Bus nach Prag. Waehrend ich darauf wartete von den anderen abgeholt zu werden, hatte ich die tolle Idee schonmal Geld zu wechseln. Im Bahnhof befand sich auch gleich ein Schalter, also holte ich mir Bargeld im Wert von 50 euro. Wie sich spaeter herausstellen sollte hatte ich mit einem Wechselkurs von 21.5 und den 5 prozentigen Provisionsforderungen mit Abstand den schlechtesten Wechselkurs von ganz Prag erwischt (dieser belief sich im Normalfall auf ca 24 Kronen/1 euro , OHNE Provison).

Unser Plan war es eine super Wohnung mitten auf dem Wenzelsplatz fuer 5 Personen zu Buchen und sie dann einfach mit zunaechst 6 und spaeter 9 Personen zu beziehen. So belief sich der Wohnungspreis fuer den inneren Zirkel auf 150 euro fuer den Aufenthalt vom 27.12 bis zum 2.1. Es stellte sich gluecklicherweise heraus, dass unser Vorhaben ohne Probleme zu bewerkstelligen war. Die Wohnungsanlage hatte zwar eine 24h Rezeption, der Waechter wechselte jedoch staendig und konnte aufgrund der Grossen Anzahl an Gaesten den Ueberblick nicht bewahren. Somit hatten wir ein super Apartment direkt im Zentrum von Prag fuer einen Spottpreis ergattert. Das war Derna zu verdanken.

Ich hatte den Eindruck, dass in Prag eine grosse Menge an schoenen Menschen herumlief. Diskussionen mit Nick und Nilz kamen zu gleichen Ergebnissen. Dies koennte jedoch auch zum Teil darauf zurueckzufuehren sein, dass zum einen Prag eine Grossstadt ist und somit Menschen anzieht, denen ihr Erscheinungsbild wichtig ist. Zum anderen achtete ich auch speziell auf huebsche Menschen und diese waren somit besonders einpraegent fuer mich. Schliesslich konnte oft nicht sicher eingeschaetzt werden, ob es sich um einen Touristen oder einen Einheimischen handelte.(expost betrachtet waren wir vielleicht auch einfach ne geile Horde)

Die Tage verliefen meistens so, dass wir bis zum fruehen Nachmittag schliefen (zwischen 13 und 15 Uhr), uns anschliessend Duschten und Fruehstueckten und meistens gegen 16 Uhr die Wohnung verliessen. Um diese Zeit geht in Prag jedoch schon die Sonne unter, weswegen wir die Stadt im Grunde nur im Dunkeln oder nebligen gesehen haben. Einzig am Abreisetag fuhren wir auch mal am hellichsten Tag durch die Stadt, es war bemerkenswert wie anders die Monumente bei besserem Licht aussahen. Jedoch habe ich die Karlsbruecke beispielsweise bis heute nur in totaler Finsternis gesehen, die lediglich durch einige Laternen durchbrochen wurde. Wir machten jeden Tag einen mindestens 3 stuendigen spaziergang durch die Stadt. Einzig Benno war zum Großteil in der Wohnung und chillte, oder er schaute sich den Porno an, den er vom Nilz geschenkt bekommen hatte (dieser wurde insgesamt bestimmt 5-mal angeschaut). Der erste Spaziergang an meinem 2. Tag ging zunächst mit der Metro richtung Burg, anschliessend bestiegen wir sie zu fuss. Es war ein unglaublich großes Gelände. Die postierten Wachleute waren bemerkenswert. Sie waren in der traditionellen Uniform gekleidet und standen voellig reglos mit einem Gewehr in der Hand in ihrer Hütte, die nach vorne hin offen stand. Sobald ein Tourist in ihre Naehe kam, fixierten die Soldaten einen Punkt am Himmel und verharrten völlig reglos, ohne eine Miene zu verziehen. So waren sie meist von einer blitzenden Menschenmenge umsäumt, die mutigen stellten sich neben die Hütte und lächelten in die Kamera. Dies gab meist ein sehr skurriles Bild ab, da der Wachtposten doch mehr einer Steinfigur als einem lebendigen Menschen ähnelte. Es war ja auch so kalt, dass das Blut mehr gefroren als fluessig sein musste und die Gesichtszüge womoeglich einfach eingefroren waren. Nilz und ich unternahmen einmal den Versuch einem der Wachtposten durch komische Gesten und sinnloses rumgehopse zumindest ein kleines laecheln abzuringen, das wir dann in einem Foto verewigen wollten. Dies war voellig sinnlos und es wurde einem unweigerlich kalt ums Herz.

Der Hoehepunkt der Reise war eindeutig Silvester. Dies machten nicht nur die Raketen am Himmel klar, auch innerlich verursachte diese Nacht ein Feuerwerk in mir. Ein Feuerwerk der aufgestauten Energie, der totalen Extase, und der kleinen Freuden. Der Abend begann sehr ruhig. Ich hatte den Eindruck, dass eigentlich fast weniger Alk getrunken wurde als an den vorherigen Tagen. Es wollte sich auch keine richtige Partystimmung einstellen. Wir spielten zunaechst Tabu, spaeter starrten alle durch die Fenster hinunter auf den Wenzelsplatz und erfreuten sich daran, wie sich die Prager gegenseitig mit Boellern und Raketen abschossen. Denn in Prag werden die Raketen nicht in die Luft geschossen; hier findet das Feuerwerk unmittelbar bei den Menschen statt. Die spitze wird abgerissen, sodass die Fluggeschosse keinen Vortrieb entwickeln, anschliessend werden sie einfach auf die Strasse geschmissen. Die Explosion reist einem den Hut vom Kopf, anschliessend wird man von lustigen Farbfunken beschossen. Zwischendurch wird dem Nachbarn ein Boeller unter die Beine geschmissen.

Kurz vor 12 trauten wir uns dann doch nach unten und machten uns einen Spass daraus, Mini-boeller und Leuchtkreise auf den Buergersteig zu werfen um anschliessend hysterisch wegzurennen. Die Reaktion der Fussgaenger war nicht zu verachten, sie rannten allesamt ebenfalls weg und wunderten sich als ploetzlich nur ein winziger leuchtring statt der erwarteten Atombombe aufblitzte.

Unser Zeitmanagement war wie eh und je auf Urlaub eingestellt, weswegen wir die letzte Metro zum Club verpassten. Der darauf folgende Fussweg war ein einziges Chaos der Emotionen und Beleidigungen. Auf der einen Seite standen Korb, Jack und Tob. Die wollten nicht so schnell gehen, sich gelegentlich Zigaretten und Pommes gönnen und waren insgesamt eher chillig eingestellt. Auf der anderen Seite stand ich, der voellig elektrisiert war, sofort seine Energie, die ins unendliche zu gehen schien, entldaden wollte und ueberhaupt keine Lust hatte zu chillen. Dazwischen standen alle anderen, die darauf bedacht waren die Gruppe vollzaehlig in den Club zu fuehren und niemanden auf der Strecke zu lassen. Problematisch war, dass ich mit Nilz der einzige war, der den Weg kannte. Ich lief also voller Tatendrang los und musste alle 2 Minuten zurückgeschrien werden.

-„Die anderen kommen nicht hinterher“

- „Die kommen nur nicht hinterher weil sie nicht hinterherkommen wollen.“

- „Du bist so ein Egoist. Die wissen doch gar nicht wo sie hinsollen.“

-„Mir doch egal, so langsam wie die gehen, koennen die doch sowieso nichts in dem Club anfangen.“

-„Aber ich komm auch nicht hinterher.“

-„Fuck Fuck Fuck. Ich geh ja schon langsamer, warum beeilen die sich denn nichtmal“

-„Warum beleidigst du micht jetzt?“

-„Ich hab dich gar nicht beleidigt“

-„Fick dich“

-„Was ist denn jetzt schon wieder los“

-„Ja, wenn du so schnell gehst.“

-„Man, wir haetten ja eben auch in die Tram steigen koennen, aber das wolltet ihr ja auch nicht!“

-„Natuerlich wollte ich in die Tram, die anderen waren sich halt noch Pommes holen“

-„Genau das mein ich. Scheiss doch auf die anderen.“

-„Du Ignorant! Wir sind nun mal eine Gruppe!“

-„Wenn die extra so scheiss langsam gehen, zeigen sie dass sie keine Party machen wollen. Dann gehoeren die nicht zu meiner Gruppe. Man muss sich auch mal trennen koennen.“

-„Nur an sich selbst denken, das kannst du!“

So erreichten wir schließlich doch nach 50 min Fußweg den Club. Nach einigen Schwierigkeiten am Eingang kamen wir dann auch rein und ich erlebte auf der Tanzfläche die Explosion. Sie dauerte bis 7 Uhr morgens an. Ich tanzte zu unglaublich guter Musik, die als Schlachthofbronx-ähnlich und Goar bezeichnet wurde, die ganze Nacht durch. Wie vorhergesehen bestand die Aktivität von Korb, Jack und Tob darin, sich einen Sitzplatz zu suchen, sich dort einzurichten und schließlich um 5 Uhr wieder aufzustehen um nach Hause zu fahren. Ob sie Spaß hatten, kann ich leider nicht einschätzen, dafuer war mein eigener umso grösser. Die gesamte Aufgestaute Energie in Form von Spannung und auch ein wenig Aggressivität fand im Tanzen ihre Leitung zur Außenwelt. Nachdem die anderen gegangen waren blieben Nilz und ich noch 2 Stunden.

Wir hatten kurz vorm heimgehen noch eine erstaunliche Begegnung mit zwei einheimischen Maedels an einem Essensstand. Obwohl sie kein Wort deutsch sprachen und wir kein Wort tschechisch, wurde die Konversation auf Deutsch-Tschechisch gefuehrt. Diese Begegnung erinnert mich an die Szene vom Film „Love actually“ in der sich die zwei Menschen aufgrund ihrer Einsamkeit unterhalten obwohl keiner die Sprache des anderen versteht. Erstaunlich war, dass die beiden tschechischen Mädels bemerkenswert viel von dem verstanden was ich sagte. Zumindest hatte ich den Eindruck, dass es so war. Was lernte ich an diesem Abend? Zunaechst wurde mir klar, wie wichtig es ist Lebensfroh zu sein. Mit Lebensfreude kann man wildfremde Menschen fuer sich gewinnen, wenn man es schafft dieses Gefühl nach außen zu projizieren und sie somit dem Gegenueber zu schenken. Dies wurde mir zum einen beim Tanzen klar, zum anderen auf der Heimreise, in einigen Begegnungen in der Metro. Positive Energie spricht die Menschen an und macht sie vielleicht selbst auch ein wenig positiver. 3.Jan.2011

Das eigentlich unvergleichliche das der Aufenthalt in Prag uns Reisenden erbrachte, ist die Harmonie, die zwischen uns entstand und das gegenseitige Vertrauen das aufgebaut wurde. Es war einfach unvergleichlich mit welcher inneren Ruhe und Gelassenheit ich die Zeit in Prag verbrachte. Dieses Vertrauen äußerte sich kontroverserweise von Zeit zu Zeit in gegenseitigen Beleidigungen und Erniedrigungen. Doch gerade dies ist wohl der springende Punkt. Jeder Disput ist angesichts der Größe der gegenseitigen Zuneigung völlig nichtssagend. Besonders erfreute mich unsere Wichtelrunde, jeder machte dem anderen ein kleines geschenk, das zuweilen emotional gesehen sehr Groß ausfiel. Ich hoffe inständig mit den Freunden dieser Reise auch nach unserer gemeinsamen Schulzeit weiterhin in Kontakt zu bleiben. 4.Jan.2011