Voll motiviert bin ich in Conce angekommen, man hatte mir
schon im Vorhinein berichtet, dass hinter der Uni der Cerro (Wald) losgeht und
es einige Möglichkeiten zum Mountainbiken gibt. Tatsächlich sieht man an
schönen Tagen ständig Mountainbiker vorbeicruisen, sauber wenn sie Richtung Uni
fahren und meist schmutzig und mit glücklichen Gesichtern, wenn sie zurückkommen.
Tatsächlich ist der Wald sehr weitläufig und auch sehr Hügelig. In den ersten
zwei Wochen war ich einige Male dort laufen.
Leider habe ich es ein wenig beim Bergrunter spurten
übertrieben und mir eine Entzündung ins Knie geholt, sodass seit 6 Wochen nur
noch in meinen Träumen an joggen zu denken ist.
In Folge dessen musste ich mir eine Ausgleichssportart
suchen und habe sie auch gefunden, Salsa Tanzen. Da das aber auch nicht
wirklich eine Erfüllung ist, die das Sportlerherz höher schlagen lässt, ist mir
vor 4 Wochen plötzlich eingefallen, dass es im Triathlon ja auch noch eine
dritte Sportart gibt, die auch mit faulem Knie noch recht gut zu bewältigen
ist- schwimmen.
Ich machte mich also auf die Suche und fand heraus, dass es
genau ein Schwimmbad in Conce gibt, es befindet sich im YMCA, einem Sportclub.
Eine Freundin besuchte es als erste und beschrieb es wie folgt: “Als ich es
gesehen habe, ist meine Hoffnung geschwunden, ich habe so schnell wie möglich
geschaut, dass ich da weg komme…ohne mir einen Vertrag andrehen zu lassen.“
Mutig wie ich bin, habe ich mich jedoch nicht von dieser
Aussage abschrecken lassen und bin selbst auf Inspektion gegangen. Es war
tatsächlich….anders. In der vorderen Hälfte des Bads stehen die Leute nur rum
und halten Kaffeeklatsch, irgendwo am rechten Ende sind zwei Bahnen zwischen
den Menschenmassen zu erkennen in der die Schwimmer wegen überfüllung eher übereinander als hintereinander schwimmen. Hauptbetriebszeit, habe
ich mir eingeredet. Letztendlich haben mich dann die Konditionen einer nötigen
Mitgliedschaft beim YMCA dazu veranlasst, mich nicht anzumelden.
Es gab jedoch noch eine weitere Möglichkeit, ein Triathlon-Verein
veranstaltet dreimal die Woche Training, außerhalb der Betriebszeiten des YMCA.
Hört sich ja eigentlich super an, konkret heisst das aber um 6 Uhr aufstehen um
von 6:30 Uhr bis 7:15 Uhr schwimmen gehen zu „dürfen“. Ich habe zwei Wochen
gebraucht um beim Morgendlichen Weckerklingeln, mit dem Blick in die Finsternis
draussen und dem Gedanken an kaltes Wasser um mich herum, aus dem Bett zu
steigen und mich via Fahrrad auf den Weg zu machen. Als ich um 6:25 Uhr dann
vor dem YMCA stand war es draussen immernoch Finster und genauso innerhalb des
Gebäudes, der Eintritt wurde mir durch ein verschlossenes Gittertor verwehrt.
Es war keine Menschenseele auf der Strasse.
Woher wusste ich eigentlich von dem Training? Im Internet hatte ich die
Info gefunden, ausgestellt für April 2013…hmm.
Plötzlich sehe ich einige Autos 30m vor mir in eine Garage fahren,
ich näher mich einem Auto und frage ob es zum Schwimmtraining geht und
tatsächlich war dies der Eingang. Ich fahre also runter und folge einigen ziemlich
verschlafen dreinschauenden Sportlern in einen Aufzug, der mich durch Korridore
in eine Umkleidekabine führt. Fix ziehe ich mich um und gerade als ich
startbereit bin, höre ich eine Stimme hinter mir:
“Was machen Sie denn hier?“ –
der Trainier schaut mich griesgrämig und mit verschlafenem Mundgeruch an.
„Hi,
ich wollte beim Schwimmtraining mitmachen“.
„Wie kommst du darauf, dass du hier
einfach mitmachen kannst? Wer hat dich eingeladen?“ „Niemand, ich habe nur im
Internet gesehen, dass hier das Training ist und wollte mal vorbeischauen“.
Eine
ziemlich lässige Aussage- dafür, dass ich zwei Wochen gebraucht habe um mich
endlich aus dem Bett zu winden. Offensichtlich war er nicht sonderlich
begeistert von meiner Anwesenheit und ließ seine Morgenmuffellaune noch einige
Zeit an mir aus. Letztendlich durfte ich an dem Morgen dann trotzdem
mittrainieren, da ein paar Leute fehlten.
Ich wurde gleich mal auf die schnellste Bahn geschickt,
worüber ich mich besonders freute, da ich seit 2 Monaten nicht mehr schwimmen
war. Dementsprechend abgesoffen bin ich auch. Das Wasser war gar nicht so kalt,
was weniger an meiner Härte, als an der tatsächlichen Wassertemperatur lag. Es
war pisswarm, wie im Kinderbecken. Da ich mit leerem Magen unterwegs war wurde
mir immer wieder während dem Schwimmen schlecht und ziemlich heiß.
Insgesamt hat mir das Erlebnis so gut gefallen, dass ich
mich am nächsten Tag im YMCA angemeldet habe und nun Vier Mal die Woche
Warmschwimmer Übungen mache.