Mittwoch, 8. Oktober 2014

Triathlon in Concepcion




Voll motiviert bin ich in Conce angekommen, man hatte mir schon im Vorhinein berichtet, dass hinter der Uni der Cerro (Wald) losgeht und es einige Möglichkeiten zum Mountainbiken gibt. Tatsächlich sieht man an schönen Tagen ständig Mountainbiker vorbeicruisen, sauber wenn sie Richtung Uni fahren und meist schmutzig und mit glücklichen Gesichtern, wenn sie zurückkommen. Tatsächlich ist der Wald sehr weitläufig und auch sehr Hügelig. In den ersten zwei Wochen war ich einige Male dort laufen.
Leider habe ich es ein wenig beim Bergrunter spurten übertrieben und mir eine Entzündung ins Knie geholt, sodass seit 6 Wochen nur noch in meinen Träumen an joggen zu denken ist.
In Folge dessen musste ich mir eine Ausgleichssportart suchen und habe sie auch gefunden, Salsa Tanzen. Da das aber auch nicht wirklich eine Erfüllung ist, die das Sportlerherz höher schlagen lässt, ist mir vor 4 Wochen plötzlich eingefallen, dass es im Triathlon ja auch noch eine dritte Sportart gibt, die auch mit faulem Knie noch recht gut zu bewältigen ist- schwimmen.
Ich machte mich also auf die Suche und fand heraus, dass es genau ein Schwimmbad in Conce gibt, es befindet sich im YMCA, einem Sportclub. Eine Freundin besuchte es als erste und beschrieb es wie folgt: “Als ich es gesehen habe, ist meine Hoffnung geschwunden, ich habe so schnell wie möglich geschaut, dass ich da weg komme…ohne mir einen Vertrag andrehen zu lassen.“
Mutig wie ich bin, habe ich mich jedoch nicht von dieser Aussage abschrecken lassen und bin selbst auf Inspektion gegangen. Es war tatsächlich….anders. In der vorderen Hälfte des Bads stehen die Leute nur rum und halten Kaffeeklatsch, irgendwo am rechten Ende sind zwei Bahnen zwischen den Menschenmassen zu erkennen in der die Schwimmer wegen überfüllung eher übereinander als hintereinander schwimmen. Hauptbetriebszeit, habe ich mir eingeredet. Letztendlich haben mich dann die Konditionen einer nötigen Mitgliedschaft beim YMCA dazu veranlasst, mich nicht anzumelden.
Es gab jedoch noch eine weitere Möglichkeit, ein Triathlon-Verein veranstaltet dreimal die Woche Training, außerhalb der Betriebszeiten des YMCA. Hört sich ja eigentlich super an, konkret heisst das aber um 6 Uhr aufstehen um von 6:30 Uhr bis 7:15 Uhr schwimmen gehen zu „dürfen“. Ich habe zwei Wochen gebraucht um beim Morgendlichen Weckerklingeln, mit dem Blick in die Finsternis draussen und dem Gedanken an kaltes Wasser um mich herum, aus dem Bett zu steigen und mich via Fahrrad auf den Weg zu machen. Als ich um 6:25 Uhr dann vor dem YMCA stand war es draussen immernoch Finster und genauso innerhalb des Gebäudes, der Eintritt wurde mir durch ein verschlossenes Gittertor verwehrt. Es war keine Menschenseele auf der Strasse.  Woher wusste ich eigentlich von dem Training? Im Internet hatte ich die Info gefunden, ausgestellt für April 2013…hmm.
Plötzlich sehe ich einige Autos 30m vor mir in eine Garage fahren, ich näher mich einem Auto und frage ob es zum Schwimmtraining geht und tatsächlich war dies der Eingang. Ich fahre also runter und folge einigen ziemlich verschlafen dreinschauenden Sportlern in einen Aufzug, der mich durch Korridore in eine Umkleidekabine führt. Fix ziehe ich mich um und gerade als ich startbereit bin, höre ich eine Stimme hinter mir: 
“Was machen Sie denn hier?“ – der Trainier schaut mich griesgrämig und mit verschlafenem Mundgeruch an. 
„Hi, ich wollte beim Schwimmtraining mitmachen“. 
„Wie kommst du darauf, dass du hier einfach mitmachen kannst? Wer hat dich eingeladen?“ „Niemand, ich habe nur im Internet gesehen, dass hier das Training ist und wollte mal vorbeischauen“.
Eine ziemlich lässige Aussage- dafür, dass ich zwei Wochen gebraucht habe um mich endlich aus dem Bett zu winden. Offensichtlich war er nicht sonderlich begeistert von meiner Anwesenheit und ließ seine Morgenmuffellaune noch einige Zeit an mir aus. Letztendlich durfte ich an dem Morgen dann trotzdem mittrainieren, da ein paar Leute fehlten.
Ich wurde gleich mal auf die schnellste Bahn geschickt, worüber ich mich besonders freute, da ich seit 2 Monaten nicht mehr schwimmen war. Dementsprechend abgesoffen bin ich auch. Das Wasser war gar nicht so kalt, was weniger an meiner Härte, als an der tatsächlichen Wassertemperatur lag. Es war pisswarm, wie im Kinderbecken. Da ich mit leerem Magen unterwegs war wurde mir immer wieder während dem Schwimmen schlecht und ziemlich heiß.
Insgesamt hat mir das Erlebnis so gut gefallen, dass ich mich am nächsten Tag im YMCA angemeldet habe und nun Vier Mal die Woche Warmschwimmer Übungen mache.

Montag, 15. September 2014

Ramadas in Concepcion

Pablo am Brot backen, ich mörsere den Knobi



Heute jährt sich der Nicht-Todestag von meinem Mitbewohner Pablo. Vor genau einem Jahr wäre er fast aufgrund einer Messerstecherei umgekommen. Wir haben heute fett gegessen um diesen Anlass zu feiern. Außerdem waren Pablo und Franziska (meine zweite Mitbewohnerin und Pablos Freundin) zusammen mit Angelo, Pablos Bruder, auf dem Markt und haben kiloweise Obst angeschafft. Morgen gibt es nämlich ein Event an der Uni, mitinitiiert von Angelo, das als Gegenveranstaltung zu den Ramadas stehen soll. Es soll ein Fest für die Familie werden, mit Musik, Essen und anderen Vergnügungen. Wir werden einen Stand mit Obstsalat machen und Pablo ist gerade Brot am Backen, um es morgen zu verkaufen.

Ramadas sind jene Veranstaltungen von Studenten auf den Unigeländen, an dem sich letztes Jahr der Angriff auf Pablo zutrug. Da treffen sich tausende Menschen um sich mal richtig volllaufen zu lassen. Unglücklicherweise kommt es dann, meist zu späterer Stunde, immer wieder zu Schlägereien und Ausschreitungen. Nichts Besonderes, würde man denken, es vergeht schließlich auch kein Abend am Oktoberfest ohne dass es zu etlichen Schlägereien kommt. Leider nahm das Ganze aber in den letzten Jahren Ausmaße an, die nicht mehr gutzuheißen sind, wie an Pablos Beispiel zu erkennen ist:

An besagtem Abend war Pablo mit Francisca auf den Ramadas in meiner Uni unterwegs. Eine Stunde nachdem die beiden angekommen sind, spürte Fran plötzlich etwas an ihrer Tasche, sie drehte sich um und erwischte einen Typen der gerade dabei war ihr Handy aus der Tasche zu klauen. Sie versuchte die Aufmerksamkeit der Menschen um sie herum auf sich zu lenken und rief:“Ein Dieb, ein Dieb!“. Aber statt sich aus dem Staub zu machen blieb der Mann einfach stehen und Bestritt alles. Er wurde plötzlich sogar agressiv und fing an Pablo und Fran zu beleidigen. Die beiden ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen und wiesen ihre Mitmenschen darauf hin, dass der Mann versucht hatte sie auszurauben. Da nahm der Kerl plötzlich ein Glas Bier und schüttete es Fran ins Gesicht. Das war zu viel für Pablo, ihm hätte es weniger ausgemacht, wenn er selbst überschüttet worden wäre, aber dass seine Freundin so angegriffen wurde, konnte er nicht zulassen. Also schmiss er sich auf den Mann und begrub ihn unter sich. Der Dieb lag auf dem Bauch im Schlamm und schien im Nachteil. Was Pablo jedoch nicht wusste, er hatte ein Messer in der rechten Hand. Dieses stieß er Pablo fünf Mal in den Körper. Dabei traf er sein Herz, ein Lungenflügel wurde 2 Mal angestochen und weitere Organe wurden getroffen. Als Pablo KO ging, machte sich der Mann aus dem Staub, er hinterliss Fran mit ihrem Freund als leblosen Sack. Zusammen mit einem Bekannten schleppte sie ihn 300 Meter durch das Menschengewühl zum Krankenwagen. Im Krankenhaus angekommen wollte sich dann niemand wirklich um Pablo kümmern. Also lief Fran los um vorbeikommende Ärzte anzusprechen, erst der dritte schaute sich Pablo an. Er steckte seinen Finger in die Schnittwunden und befand, Pablo müsse sofort operiert werden.

Erst am nächsten Mittag bekam die Familie Entwarnung, dass Pablo überleben würde. Die Stunden dazwischen mag man sich nicht vorstellen aber es war mit Sicherheit die längste Nacht ihres Lebens. Für Pablo blieb eine Narbe der OP vom Hals bis über den Bauchnabel hinaus und die Erkenntnis, dass er zehn Minuten später wohl verblutet wäre. Es war ein riesen Glück, dass der Schnitt ins Herz nur recht oberflächlich war, ansonsten wäre jegliche Rettungsversuche aussichtslos gewesen.
Die nächsten Tage setzte sich Angelo mit dem Direktorat der Uni in Verbindung, um sich für die Abschaffung der Ramadas an der Uni einzusetzen. Denn es kam nicht nur zu dem Angriff auf Pablo, man weiß auch sicher von zwei Vergewaltigungen die sich an dem Abend zutrugen. Ausserdem kam es noch zu mehreren Vorfällen an anderen Unis. Tatsächlich bekam er dann auch das Versprechen des Direktors, dass die Veranstaltung nicht mehr stattfinden würde.
Jedenfalls fanden vergangene Woche erneut die Ramadas an der Uni statt. Der Direktor ging letztes Jahr nämlich in Rente und sein Nachfolger wollte das bei den Studenten beliebte Fest nicht unterbinden. Erneut kam es zu Messerstechereien. An einer anderen Uni starb ein 28 Jähriger an den Folgen eines Angriffs mit einem Messer. In der dritten großen Uni haben sie dieses Jahr die Ramadas aufgrund von Vergewaltigungen, zu denen es letztes Jahr kam, verboten. Trotzdem sind die Leute wieder hingegangen und erneut kam es zu Ausschreitungen. Wieder landeten einige Menschen angestochen in Krankenhäusern. So wird es wahrscheinlich in den nächsten Jahren weitergehen. Die Uni hat zwar angekündigt, dass sie die Veranstaltung im nächsten Jahr nicht mehr erlauben wird. Doch dieses Verbot ist bei den Menschen noch nicht angekommen. Auch wenn sie offiziell nicht stattfinden, sie werden wieder auf die Ramadas gehen und es wird wieder Opfer geben. 

Das einzige was uns bleibt, ist Brot zu backen und Obst zu schnippeln, froh zu sein, dass Pablo noch einmal glimpflich davongekommen ist und versuchen den Menschen seine Geschichte zu erzählen.


Fran bepinselt die Brötchen mit Ei



Hmm, lecker




Sonntag, 31. August 2014

Pucon Die Vulkanstadt 15.8-17.8






Der erste Wochenendausflug ging nach Pucon. Gabi und Sackal hatte ich beim Skifahren am Wochenende zuvor kennengelernt. Gabi war ein Mitarbeiter von meinem Couchsurfer David. Woher Sackal kam, der verrückte Franzose, ist mir bis heute nicht ganz klar. Jedenfalls ist er auch mit zum Skifahren gekommen ohne dass einer der anderen Mitfahrer ihn kannte. Das fiel uns aber erst richtig auf, als er schon im Auto saß. Er war einfach plötzlich da. Davor hat sich nur jeder gedacht, "hmmm David kennt ihn bestimmt", oder "ja der Gabi kennt ihn wahrscheinlich". Als wir ihn dann aber fragten wen er von uns eig jetzt genau kennt... na ja jedenfalls ist er ein ziemlich verrückter Kauz, der nicht mehr aufzuhalten ist, sobald er irgendwo nur einen Hauch von Abenteuer (Skifahren gehen) riecht.

Außerdem waren noch die beiden Mädels dabei, die ich aus der Uni in Muc kenne, Thesi und Lau. Damit waren wir die perfekte Besetzung um ein Auto zu mieten (mit kuscheliger dreier Rückbank) und Couchsurfen zu gehen! Das mit dem Couchsurfen mag im ersten Moment verwundern, denn wenn man den durchnittswert an Couchen in einem Standardhaus nimmt (2) und auf uns 5 aufteilt kommt man auf 0.4 Couchen pro person, also noch kuscheliger als unsere kuschelige dreier Rückbank. 
Tatsächlich haben wir es dann aber formal anders aufgeteilt, sodass es kein Problem mehr war. Wir waren 4 Couchsurfer und ein Geschenk.  Das Geschenk war Sackal, wir haben ihn auch schön verpackt.
Damit war wieder alles in Butter, denn 0.5 Couchen pro Person sind sowas wie eine zweier Rückbank. Easy!
Letztendlich wären diese ganzen Maßnahmen des richtig hinrechnens gar nicht nötig gewesen, wir sind nämlich in der „Casa loca de Carolina“ („Verrücktes Haus von Carolina“) gelandet. Verrückt weil wir nicht, wie eigentlich gedacht, die utopische Marke von 5 Couchsurfern bei einem Host sprengten, sondern letztendlich am ersten Abend 8 und am zweiten Abend 11 CSler waren. WTF?!?!
Das wären am zweiten Abend weniger als 0.1 Standardcouchen pro Person. Verrückt! Das wirklich verrückte daran ist jedoch, dass wir alle easy Platz hatten. Ich zum Beispiel hatte nicht nur eine Couch sondern ein eigenes Bett für mich allein. Carolina hatte nämlich ein eigenes CS-Zimmer mit 3 Betten eingerichtet, ausserdem hatte sie in ihrem eigenen Zimmer 3 Betten und ihr Mitbewohner hatte auch ein Doppelbett...na ja und es gab noch ein großes Sofa (auf dem Carolina dann letztendlich geschlafen hat...). Die zweite Nacht ging vom Schlafcomfort eigentlich noch besser weil wir in Schichten schliefen. Also als die zweite Gruppe (da war ich dabei) vom Feiern heimkam, wurde die erste Gruppe geweckt und stand auf.

Ansonsten war es echt ein schönes Wochenende, wir waren am ersten Tag reiten, mit Pferden, die nach links gingen, wenn man ihnen rechts andeutete. Oder sie blieben einfach komplett stehen, weil man es gewagt hat in die Richtungsbestimung mit eingreifen zu wollen. Ja, der überwiegende Teil von uns saß da ziehmlich Machtlos auf dem Rücken, ohne beeinflussen zu können wo es genau hinging.
 
Abends waren wir in Thermalbädern relaxen und haben unsere durchgerittenen Hintern entspannt. ;)

Danach kann ich mich nurnoch in Auszügen an die Tage erinnern, da wir in die Casa loca de Carolina kamen und einen Carrete (Chilenismus: Party) nach dem anderen hinter uns brachten.